Alexander Stepanov: Abi, Sturz und trotzdem Deutschlands Bester
Überraschungserfolge und Siege von Underdogs sind im Sport keine Seltenheit. Doch wann immer so eine kleine Sensation gelingt, ist die Geschichte anders und die Freude umso größer. Bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig am vergangenen Wochenende war es wieder soweit: Alexander Stepanov vom VfL Sindelfingen krönte sich mit einer Zeit von 1:48,75 Minuten zum neuen Deutschen Meister über die 800 Meter.
Ein Ergebnis, mit dem kein Experte und auch er selbst nicht gerechnet hatte. Auch mit ein paar Tagen Abstand fühlt sich der Titel für Alexander Stepanov noch unwirklich an. „Ich bin wirklich sehr glücklich und kann es immer noch nicht fassen“, freut er sich. Der erst 19-Jährige war in seinem ersten Jahr in der Aktivenklasse als Nummer vier der Meldeliste angereist. Favorisiert war eigentlich ein anderer Youngster: Malik Skupin-Alfa (LG Offenburg), ebenfalls erst Jahrgang 2004, war mit der besten Zeit angereist und wurde am Ende Dritter. Außer dem Zweitplatzierten Marvin Heinrich (Eintracht Frankfurt) waren alle Finalteilnehmer Jahrgang 2002 und jünger. Ein Generationswechsel? „Ob es einen Generationswechsel gibt, weiß ich noch nicht. Es gibt auch noch andere Athleten, wie Luis Oberbeck oder Robert Farken. Aber die Großen mal zu ärgern, macht natürlich Spaß“, so der Sindelfinger.
Alexander Stepanov überzeugte am Sonntag im Finale vor allem mit einer guten Renneinteilung und einem starken Finish. Dabei lief das Rennen zunächst nicht wie geplant: „Ich wollte eigentlich ganz vorne mitlaufen, aber dann bin ich nach hinten abgefallen, weil das Tempo ziemlich hoch war“, berichtet er. So lief er zunächst hinterher und brachte sich in eine gute Position. Auf den letzten Metern hatte er schließlich die Nase vorn. Damit erfüllte sich der Abiturient den Traum vom ersten nationalen Titel.
Erfolg trotz gebrochenem Handgelenk
Ein Erfolg, der so nicht zu erwarten war. Zwar war die starke Zeit von 1:48,97 Minuten beim Stadtwerke Meeting in Sindelfingen trotz Erkältung vielversprechend, doch bei den BW Leichtathletik Hallen-Finals stürzte er circa zehn Meter vor dem Ziel und brach sich das Handgelenk an. So lief die Vorbereitung auf die Hallen-DM alles andere als reibungslos. „Natürlich kam es dann komplett überraschend, dass ich Deutscher Meister wurde“, zeigt sich Stepanov weiter ungläubig. Umso beeindruckender, wenn man die Doppelbelastung von Leistungssport und Schule bedenkt, die er gerade meistern muss. „Abitur ist nicht so einfach mit dem Sport zu kombinieren. Meine Konkurrenten sind alle schon fertig mit der Schule, die sind auch alle schon im Trainingslager“, erklärt er. Er hingegen muss auf ein Trainingslager in Südafrika verzichten und wird im Sommer neben der Wettkampfbelastung auch sein Sportabitur absolvieren.
Trotzdem will der neue Deutsche Meister auch draußen angreifen und weiter hart arbeiten. In einem Jahr mit einer Europameisterschaft und Olympischen Spielen ist träumen erlaubt: „Jeder Sportler will zu einer EM oder Olympia. Ich habe das in Jerusalem (bei der U20-EM, Anm. der Redaktion) erlebt. Mit der Nationalmannschaft gegen andere Länder zu konkurrieren war wirklich toll. Olympia ist wahrscheinlich nochmal krasser. Das will man natürlich erleben“.